Cannabis als Rauschmittel

Der folgende Beitrag bezieht sich in erster Linie auf Cannabis mit hohem Gehalt an THC. Cannabissorten mit hohem CBD– und niedrigem THC-Anteil, die keine oder nur geringe psychoaktive Wirkungen entfalten, werden hier nicht vertieft behandelt.

cannabis
Blütenstände einer weiblichen Cannabispflanze

Cannabis bezeichnet die berauschenden Produkte der Hanfpflanze (Gattung Cannabis), insbesondere der unbefruchteten weiblichen Blütenstände (auch Marihuana genannt, umgangssprachlich Gras, Weed, Ganja). Durch den Konsum der getrockneten Blüten oder daraus gewonnener Harzprodukte (Haschisch) werden psychoaktive Effekte hervorgerufen. Typischerweise wirkt Cannabis bewusstseinsverändernd und euphorisierend, was es weltweit zu einer verbreiteten Rauschdroge gemacht hat. Neben Marihuana und Haschisch existieren auch konzentrierte Extrakte wie Haschischöl, die zu Rauschzwecken genutzt werden. In den meisten Ländern unterliegen Anbau, Besitz und Handel mit Cannabis rechtlichen Beschränkungen und/oder Verboten. In jüngerer Zeit lockern jedoch einige Staaten ihre Verbote und re-regulieren die Gesetzgebung (siehe Abschnitt „Rechtlicher Status“).

Geografischer Ursprung von Cannabis

Die Ursprünge der Cannabispflanze liegen mit hoher Wahrscheinlichkeit im zentralasiatischen Raum, insbesondere im Gebiet des heutigen nordwestlichen Chinas, Südsibiriens, der Mongolei und angrenzender Regionen. Aus diesen natürlichen Vorkommen entwickelten sich durch ökologische Anpassung und frühe menschliche Nutzung verschiedene Formen, die heute unter dem Sammelbegriff Cannabis zusammengefasst werden.

Botanische Einordnung und Ursprungsräume

Die Gattung Cannabis wird aus botanischer Sicht in drei Hauptformen unterteilt, die je nach taxonomischer Auffassung entweder als eigene Arten oder als Unterarten von Cannabis sativa geführt werden. Diese Formen unterscheiden sich in Wuchsform, Blühverhalten, Inhaltsstoffen und Herkunftsregion:

  • Cannabis sativa var. sativa
    Vermutlich zuerst domestiziert in den tiefer gelegenen, wärmeren Regionen Ost- und Zentralasiens – etwa im heutigen China, Kasachstan oder Iran.
    Eigenschaften: hochwüchsig, lichtbedürftig, spät blühend, hoher Ertrag an Faser und Samen.
    → Hauptsächlich als Faser- und Ölpflanze genutzt, später auch für psychoaktive Zwecke selektiert.
  • Cannabis indica
    Ursprünglich aus den Hochlagen Südasiens, insbesondere den Gebieten des heutigen Afghanistan, Nordpakistans und Indiens.
    Eigenschaften: gedrungener Wuchs, frühreif, hohe Harzproduktion mit erhöhtem THC-Gehalt.
    → Traditionell als medizinisch und rituell genutzte Rauschpflanze kultiviert (z. B. für Haschischherstellung).
  • Cannabis ruderalis
    Beheimatet in den nördlichen Breiten Eurasiens, vor allem in Russland, Kasachstan und Teilen der Mongolei.
    Eigenschaften: kleinwüchsig, geringer THC-Gehalt, bildet Blüten unabhängig von der Tageslichtlänge.
    → Früher kaum genutzt, heute züchterisch bedeutsam für automatisch blühende Hybridsorten.

Molekulargenetische Analysen legen nahe, dass alle drei Formen auf einen gemeinsamen Vorfahren zurückgehen, der sich in Zentralasien entwickelte. Die Differenzierung in Sativa-, Indica- und Ruderalis-Typen ist wahrscheinlich das Ergebnis langfristiger Anpassung an unterschiedliche Umweltbedingungen wie Klima, Höhenlage und Tageslängenverlauf.

Geschichte

Frühe Verwendung und medizinische Nutzung

In China wurde Hanf bereits frühzeitig als Heilpflanze genutzt. Erste Hinweise finden sich in pharmakologischen Texten wie dem Shennong Ben Cao Jing, dessen Ursprünge möglicherweise auf mündliche Überlieferungen aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. zurückgehen. Der schriftlich überlieferte Text entstand jedoch erst um die Zeitenwende.

Archäologische Funde belegen die Nutzung von Cannabis spätestens um 500 v. Chr. in Zentralasien: In einem Grab auf dem Yanghai-Friedhof in der chinesischen Region Xinjiang wurden Reste von Hanfsamen, Blättern und Fruchtständen entdeckt, die auf etwa 2500 Jahre vor heute datiert sind. Die Fundlage deutet auf eine rituelle Verwendung hin.

Auch in Indien ist Cannabis seit der Antike bekannt – etwa als Bestandteil des rituellen Getränks Bhang, das traditionell zu Festen wie Holi konsumiert wird. Alte Sanskrit-Schriften wie der Atharvaveda erwähnen Hanf als heilige Pflanze mit heilenden Eigenschaften.

Im Laufe der Geschichte fand Cannabis in zahlreichen Kulturen Eingang in spirituelle, medizinische und rituelle Kontexte – etwa bei schamanischen Praktiken in Zentralasien oder in der indischen Religionspraxis.

Die Nutzung von Cannabis im Mittelalter und der Neuzeit

Hanf war in Europa, Asien und im Nahen Osten bereits in der Antike verbreitet – sowohl als Faser- als auch als Heilpflanze. In Europa wurde Hanf über viele Jahrhunderte hinweg vor allem als Nutzpflanze kultiviert, insbesondere für die Herstellung von Seilen, Textilien und Papier. Die psychoaktiven Eigenschaften der Pflanze blieben jedoch nicht unbeachtet.

In der islamischen Welt verbreitete sich der Konsum von Haschisch ab dem 9. Jahrhundert, insbesondere in mystischen und spirituellen Strömungen wie bestimmten Sufi-Orden. Historische Quellen berichten über rituellen Gebrauch, aber auch über gesellschaftliche Verbote, etwa im Mamlukenreich ab dem 13. Jahrhundert.

Auch in Europa wurde Cannabis spätestens seit dem Hochmittelalter medizinisch genutzt. Die Klostermedizin und volkstümliche Heiltraditionen bezogen Hanf in die Behandlung verschiedener Beschwerden ein – darunter Schmerzen, Rheuma, Husten oder Schlaflosigkeit. Überdies fand Cannabis sativa Eingang in Kräuterbücher und Arzneikodizes, etwa bei Hildegard von Bingen und später im Herbarium von Hieronymus Bock.

Im 19. Jahrhundert erlebte die medizinische Anwendung von Cannabis einen deutlichen Aufschwung: Extrakte, Tinkturen und Hanfpräparate wurden in Europa und Nordamerika zunehmend verschrieben. Einen entscheidenden Impuls lieferte der irische Arzt William B. O’Shaughnessy, der 1839 nach medizinischen Studien in Indien die therapeutische Nutzung von Cannabis – etwa bei Krämpfen, Schmerzen oder Muskelspasmen – in die britische Medizin einführte.

Bis in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts war Cannabis Bestandteil westlicher Pharmakopöen. Es wurde zur Linderung zahlreicher Symptome eingesetzt, bevor es im Zuge gesetzlicher Restriktionen aus dem offiziellen Arzneischatz verschwand.

Vom Arzneimittel zur verbotenen Substanz – die Ächtung von Cannabis im 20. Jahrhundert

Im 20. Jahrhundert vollzog sich ein tiefgreifender Wandel im Umgang mit Cannabis: Aus einem über Jahrhunderte verbreiteten Arznei- und Genussmittel wurde in vielen Ländern eine kriminalisierte Substanz.

Ein frühes Signal setzte die Zweite Opiumkonferenz des Völkerbunds 1925 in Genf, auf der Cannabis – insbesondere in Form von Haschisch – erstmals unter internationale Kontrolle gestellt wurde. Die Konferenz beschloss Beschränkungen für Herstellung, Handel und Export von Cannabis-Harz, erlaubte jedoch weiterhin medizinische und wissenschaftliche Nutzung.

Viele Staaten schlossen sich dem Kontrollregime an und schränkten Produktion und Verwendung zunehmend ein. In Deutschland trat 1929 ein neues Opiumgesetz in Kraft, das auch Cannabis reglementierte und unter staatliche Kontrolle stellte. Mit dem Inkrafttreten des Betäubungsmittelgesetzes (BtMG) im Jahr 1972 wurde Cannabis als nicht verkehrsfähige Substanz eingestuft und in Anlage I gelistet – mit Ausnahmen für medizinische oder wissenschaftliche Zwecke.

In den USA war die Entwicklung besonders prägend: 1937 wurde Cannabis durch den Marihuana Tax Act faktisch verboten. Die Gesetzgebung wurde von einer öffentlichen Kampagne begleitet, in der Cannabis – häufig mit rassistisch und xenophob motivierten Darstellungen – als gesellschaftliche Bedrohung inszeniert wurde. Kritiker führen das Verbot nicht allein auf Gesundheitsbedenken zurück, sondern verweisen auch auf wirtschaftliche Interessen bestimmter Lobbygruppen.

Auf internationaler Ebene wurde die Ächtung durch das Einheitsabkommen über Suchtstoffe der Vereinten Nationen von 1961 institutionalisiert. Cannabis wurde in die Kontrollstufen I und IV aufgenommen und somit als besonders gefährliche und medizinisch kaum brauchbare Substanz eingestuft.

Trotz repressiver Maßnahmen nahm der Freizeitkonsum ab den 1960er-Jahren in vielen westlichen Gesellschaften zu. In der Ära der Hippie-Bewegung und gesellschaftlichen Umbrüche galt Cannabis als Symbol für Protest und Gegenkultur. In der Folge etablierte sich Cannabis weltweit als am häufigsten konsumierte illegale Droge.

Erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts begannen einige Länder, die strikte Prohibitionspolitik zu hinterfragen. Erste Schritte betrafen die Entkriminalisierung geringer Besitzmengen sowie die kontrollierte medizinische Nutzung. Diese Entwicklungen bildeten die Grundlage für weitergehende Legalisierungsansätze im 21. Jahrhundert (siehe Abschnitt „Rechtlicher Status“).

Produkte aus Cannabis

Aus der Cannabispflanze können unterschiedliche Rauschmittel-Produkte gewonnen werden. Die wichtigsten sind:

  • Cannabisblüten (Marihuana): Die getrockneten, unbefruchteten weiblichen Blütenstände mit den kleinen angrenzenden Blättchen bilden die gängigste Konsumform. Marihuana wird meist als zerkleinertes Pflanzenmaterial verwendet. Je nach Sorte und Anbaumethode liegt der THC-Gehalt etwa zwischen 5 % und 22 %, in bestimmten Hochzüchtungen auch über 25 %.
  • Harz (Haschisch): Durch Abreiben oder Ausschlagen der getrockneten Blüten lassen sich die harzigen Drüsenhaare (Trichome) gewinnen, die den Großteil der Wirkstoffe enthalten. Dieses feine Harzpulver wird meist von Hand oder mechanisch zu Haschischplatten bzw. -blöcken gepresst. Haschisch ist je nach Reinheit und Herkunft hell- bis dunkelbraun. Sein THC-Gehalt liegt typischerweise bei 15–20 %, in hochwertigem Haschisch auch deutlich darüber. Traditionell stammen bedeutende Haschisch-Sorten aus Regionen wie Nordafrika (etwa Marokko) oder dem Nahen Osten, wo die Herstellung eine lange Kultur hat.
  • Cannabisöl (Haschischöl): Hierbei handelt es sich um einen konzentrierten Extrakt, der mittels Lösungsmitteln (wie Alkohol oder Butangas) oder durch CO₂-Extraktion aus Cannabisblüten gewonnen wird. Das Ergebnis ist ein öl- oder harzartiges Produkt mit sehr hoher Cannabinoid-Konzentration (THC-Gehalte von 50 % bis zu 90 % sind möglich). Cannabisöl wird meist verdampft, in geringster Menge auf eine Zigarette gestrichen oder als Zutat in Lebensmitteln/Getränken konsumiert. Aufgrund seiner Potenz genügen winzige Mengen, um starke Wirkungen zu erzielen.
  • Kief und moderne Konzentrate: Kief bezeichnet das feine Harzpulver der Pflanze, das sich z. B. in Grinder-Mühlen sammelt. Es kann direkt geraucht oder weiter zu Haschisch gepresst werden. Überdies gibt es neuere Cannabis-Konzentrate in fester Form (wie Wax, Shatter oder Rosin), die mittels verschiedener Techniken hergestellt werden und sehr hohe THC-Gehalte aufweisen. In Regionen mit legalem Markt werden außerdem angereicherte Lebensmittel und Getränke (sogenannte Edibles, z.B. THC-haltige Kekse, Schokolade oder Getränke) angeboten. Diese spielen vor allem dort eine Rolle, wo es legale Verkaufsstellen gibt (z. B. Coffeeshops in den Niederlanden oder lizenzierte Dispensaries/Apotheken in einigen Ländern).

Konsumformen

Inhalation (Rauchen/Verdampfen): Die mit Abstand häufigste Konsumform ist das Rauchen. Dabei werden die Cannabisblüten oder Haschisch meist in Papier zu Zigaretten (Joints) gedreht – oft gemischt mit Tabak – oder in Pfeifen und Wasserpfeifen (Bongs) verbrannt und der Rauch wird inhaliert. Die Wirkung setzt bei Inhalation rasch ein (oft innerhalb von Minuten), da das THC über die Lunge zeitnah ins Blut gelangt. Eine Alternative zum Verbrennen ist das Verdampfen mittels Vaporizer: Dabei erhitzt man das Pflanzenmaterial, ohne es zu verbrennen, sodass die Wirkstoffe verdampfen und inhaliert werden können. Dies reduziert die Aufnahme von Reiz- und Verbrennungsstoffen deutlich und wird von vielen Konsumenten als schonendere Methode angesehen.

Orale Aufnahme: Cannabis kann auch über den Magen-Darm-Trakt aufgenommen werden. Hierfür werden die Wirkstoffe meist zunächst in Fett (da Cannabinoide fettlöslich sind) oder Alkohol gelöst und dann Lebensmitteln oder Getränken beigemischt. Cannabis-haltige Speisen – etwa Space Cookies (Kekse), Kuchen, Schokolade – und Getränke (z.B. Hanftee) nennt man Edibles. Bei oraler Einnahme setzt die Wirkung verzögert ein (typischerweise nach 30–90 Minuten), hält dafür aber deutlich länger an als beim Rauchen. Die Dosierung ist schwieriger zu kontrollieren; insbesondere unerfahrene Nutzer konsumieren in Form von Edibles leicht zu hohe Dosen. Medizinische Cannabispräparate (wie Tropfen, Kapseln oder Mundsprays) werden ebenfalls oral verabreicht.

Wirkstoffe und Wirkmechanismus

Die berauschende Wirkung von Cannabis beruht hauptsächlich auf seinem Gehalt an Cannabinoiden – einer Gruppe von über 100 in der Pflanze identifizierten chemischen Verbindungen. Der wichtigste psychoaktive Inhaltsstoff ist Δ^9-Tetrahydrocannabinol (THC). Daneben kommen z.B. Cannabidiol (CBD), Cannabinol (CBN) und weitere Cannabinoide meist in geringerem Anteil vor. In der frischen Pflanze liegen diese Wirkstoffe überwiegend in Säureform vor (THC- und CBD-Säuren) und entfalten erst nach Erhitzung ihre volle Wirkung (durch Decarboxylierung beim Rauchen, Verdampfen oder Backen). Nicht alle Hanfpflanzen enthalten genügend THC für einen Rausch – insbesondere Nutzhanf-Sorten und manche speziell gezüchtete medizinische Sorten sind THC-arm und daher nicht für Rauschzwecke geeignet.

Im Körper bindet THC an spezifische Cannabinoid-Rezeptoren des sogenannten Endocannabinoid-Systems. Dieses System – bestehend aus Rezeptoren (vor allem CB1 und CB2) und körpereigenen Cannabinoid-Botenstoffen – ist an der Regulierung vielfältiger Prozesse beteiligt (u.a. Schmerzempfinden, Appetit, Stimmung, Gedächtnis). THC wirkt als partieller Agonist an den Cannabinoidrezeptoren, d.h. es dockt dort an und imitiert oder moduliert die Wirkung der natürlichen Endocannabinoide. CB1-Rezeptoren befinden sich vor allem im Zentralnervensystem, besonders in Hirnarealen, die für Gedächtnis (Hippocampus), Bewegungskoordination (Basalganglien, Kleinhirn) und Belohnung/Emotion (limbisches System) wichtig sind. Dies erklärt die vielfältigen zentralnervösen Effekte des Cannabisrausches (Beeinflussung von Kognition, Motorik und Gefühlen). CB2-Rezeptoren liegen überwiegend auf Zellen des Immunsystems; ihre Aktivierung durch Cannabinoide wird mit immunmodulatorischen und entzündungshemmenden Effekten in Verbindung gebracht.

Neben THC tragen auch andere Cannabinoide in geringem Maße zur Gesamtwirkung bei. Vor allem CBD (Cannabidiol) ist pharmakologisch interessant: Obwohl CBD nicht direkt an CB1/CB2-Rezeptoren bindet, beeinflusst es das Endocannabinoid-System indirekt. Es wird angenommen, dass CBD antipsychotische, angstlösende und entkrampfende Eigenschaften hat. In Cannabis mit hohem CBD-Anteil wird daher eine eher körperlich entspannende und weniger stark psychoaktive Wirkung beobachtet. Insgesamt entsteht die konkrete Wirkung eines Cannabisprodukts durch das Zusammenspiel verschiedener Inhaltsstoffe – ein Phänomen, das als Entourage-Effekt diskutiert wird, da sich die Komponenten in ihrer Wirkung gegenseitig verstärken oder abschwächen könnten.

Wirkung von Cannabis

Unmittelbar unter Einfluss von Cannabis treten vielfältige Veränderungen von Psyche und Körper auf. Die Konsumenten schätzen vor allem die gewünschten psychoaktiven Effekte des akuten Rausches (das „High“): Dazu zählen eine entspannte Stimmungslage, Wohlbefinden und oft Euphorie, eine subjektiv verstärkte Wahrnehmung (intensiveres Empfinden von Musik, Farben, Geschmack), gesteigerte Geselligkeit oder Kreativität und ein verändertes Zeitgefühl. Gleichzeitig sind während des Rausches Kurzzeitgedächtnis und Konzentrationsfähigkeit deutlich beeinträchtigt – Betroffene vergessen z. B. rasch Gesprächsthemen oder geplante Handlungen, was zu sprunghaften Gedankengängen führen kann. Die Urteils- und Reaktionsfähigkeit ist vermindert, weshalb das Bedienen von Maschinen oder insbesondere das Führen eines Fahrzeugs unter Cannabiseinfluss als gefährlich gilt. Typische körperliche Begleiterscheinungen des akuten Rausches sind gerötete Augen (durch Erweiterung der Blutgefäße in der Bindehaut), Mundtrockenheit (verminderte Speichelproduktion), ein gesteigerter Appetit (sogenannter „Fressflash“ bzw. Munchies), ein beschleunigter Puls und kurzfristige Blutdrucksenkung. Häufig stellen sich auch Müdigkeit und eine gelöste, schläfrig-entspannte Verfassung ein.

Nebenwirkungen

Gelegentlich können unerwünschte akute Wirkungen auftreten. Vor allem hohe THC-Dosen oder für die Person ungewohnte Mengen lösen bisweilen Angstgefühle, Panikattacken, innere Unruhe oder paranoide Gedanken aus. Diese negativ empfundenen Zustände treten eher bei weniger geübten Konsumenten oder nach übermäßigem Konsum auf und klingen in der Regel nach einigen Stunden von selbst vollständig ab. Insgesamt gilt Cannabis als Substanz mit relativ moderatem Risiko im unmittelbaren Gebrauch – insbesondere im Vergleich zu anderen Rauschmitteln wie Alkohol oder Opiaten. In multidisziplinären Schadensanalysen von Drogen wird Cannabis tendenziell als weniger gefährlich eingestuft als jene Substanzen. Beispielsweise ergab eine vielzitierte britische Studie 2010, dass Alkohol, Heroin und Crack in der Gesamtbewertung der Gesundheits- und Sozialschäden deutlich schädlicher waren (Gesamtschadensscores 72, 55, 54 von 100) als Cannabis (Score 20).

Bei regelmäßigem Konsum entwickelt sich eine gewisse Toleranz gegenüber THC, d. h., die Rauschwirkung nimmt bei gleicher Dosis ab. Konsumenten müssen dann mehr konsumieren, um denselben Effekt zu erzielen. Nach mehrtägiger Abstinenz bildet sich die Toleranz jedoch teilweise zurück.

Toxizität und Überdosierung

Cannabis weist eine sehr geringe akute Toxizität auf. Eine tödliche Überdosierung durch den Wirkstoff THC gilt beim Menschen als praktisch ausgeschlossen. Experimentelle Untersuchungen zur letalen Dosis (LD_50) zeigen extrem hohe Werte: Beispielsweise lag die LD_50 von THC in Tierversuchen bei etwa 800 mg/kg (Ratte), 3000 mg/kg (Hund) und 9000 mg/kg (Affe). Hochgerechnet entspräche eine theoretisch tödliche THC-Dosis beim Menschen (70 kg) rund 4 Gramm reinem THC, eine Menge, die durch Rauchen oder Essen von Cannabis nicht realistisch erreichbar ist. Dementsprechend sind in der medizinischen Literatur keine verifizierten Todesfälle allein durch Cannabis bekannt, die auf eine toxische Überdosierung zurückzuführen wären. Die Abwesenheit einer letalen Wirkung hängt vermutlich damit zusammen, dass im Hirnstamm – der für lebenswichtige Funktionen wie Atmung und Herzschlag zuständig ist – nur wenige Cannabinoidrezeptoren vorhanden sind.

Allerdings können sehr hohe THC-Mengen vorübergehend stark unerwünschte Wirkungen hervorrufen. Dazu zählen Kreislaufprobleme (Schwindel, Blutdruckabfall), Übelkeit und Erbrechen, schwere Angstzustände oder – bei manchen chronischen Vielkonsumenten – das Cannabinoid-Hyperemesis-Syndrom (anhaltendes starkes Erbrechen in Verbindung mit Kiffen). Im Vergleich zu anderen Drogen (insbesondere Opiaten oder Alkohol) hat Cannabis eine außergewöhnlich große therapeutische Breite – also ein weites Fenster zwischen wirksamer und gefährlicher Dosis.

Hinweis: In diesem Abschnitt wurden ausschließlich die unmittelbaren Wirkungen betrachtet. Mögliche Langzeitfolgen und gesundheitliche Risiken werden im Folgenden beschrieben.

Langzeitfolgen und gesundheitliche Risiken

Der regelmäßige Cannabiskonsum kann – neben dem akuten Rauscherleben – mittel- und langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Welche Schäden ein dauerhafter Cannabisgebrauch verursacht, ist wissenschaftlich bisher nicht in allen Details geklärt und teils umstritten. Viele Studien deuten darauf hin, dass intensiver, langjähriger Konsum gewisse Risiken birgt (insbesondere bei Beginn in sehr jungem Alter), doch ist die Datenlage komplex. Nachfolgend sind die wichtigsten potenziellen Auswirkungen zusammengefasst, unterteilt in körperliche und psychische Bereiche:

Körperliche Folgen:

Da Cannabis häufig geraucht wird, ähnelt die Belastung der Atemwege prinzipiell der beim Tabakrauchen. Chronische Bronchitis (anhaltender Husten, vermehrte Schleimbildung) tritt bei starken Cannabisrauchern vermehrt auf. Bezüglich Lungenkrebs gibt es bislang keine eindeutigen Belege: Einige Untersuchungen fanden keinen signifikanten Zusammenhang zwischen moderatem Cannabiskonsum und Lungenfunktionsstörungen oder Krebs, andere deuten auf ein leicht erhöhtes Risiko hin – allerdings rauchen manche Cannabiskonsumenten zusätzlich Tabak, was Ergebnisse verfälschen kann. Insgesamt wird die karzinogene (krebserzeugende) Wirkung von purem Cannabisrauch als geringer eingeschätzt als die von Tabakrauch; dennoch sind schädliche Effekte auf Lunge und Atemwege möglich. Aus präventiver Sicht wird empfohlen, Cannabis nicht durch Verbrennung zu konsumieren oder zumindest den Mischkonsum mit Tabak zu vermeiden, um Atemwegsrisiken zu reduzieren.

Kurz nach Cannabiskonsum steigen Pulsfrequenz und Herzzeitvolumen an. Für gesunde Menschen ist dies meist unproblematisch. Bei Personen mit vorgeschädigtem Herz-Kreislauf-System wurden in seltenen Fällen akute Komplikationen (wie Angina pectoris oder Herzrhythmusstörungen) im zeitlichen Zusammenhang mit Cannabisgebrauch beobachtet. Das absolute Risiko für ein schwerwiegendes kardiales Ereignis durch Cannabis gilt jedoch als sehr gering. Gleichwohl raten Ärzte bei bekannten Herzproblemen zu Vorsicht. Cannabis beeinflusst zudem kurzfristig die Gefäßweite (Vasodilatation, sichtbar an roten Augen) und kann den Blutdruck schwanken lassen.

Weitere körperliche Aspekte: Hohe THC-Dosen können im Labor die Funktion bestimmter Immunzellen beeinflussen; ob dies klinisch relevante Auswirkungen auf die Infektanfälligkeit hat, ist unklar. Bei Männern kann chronischer starker Cannabiskonsum vorübergehend die Spermienzahl und -beweglichkeit vermindern; bei Frauen könnten Eisprung und Menstruationszyklus beeinflusst werden. Diese Effekte sind meist reversibel nach Abstinenz. In der Schwangerschaft wird vom Cannabiskonsum abgeraten, da Hinweise bestehen, dass die Wirkstoffe die Entwicklung des Fötus beeinträchtigen könnten (z.B. niedrigeres Geburtsgewicht, eventuell leicht erhöhte Wahrscheinlichkeit neurologischer Entwicklungsauffälligkeiten). Allerdings ist die Abgrenzung schwierig, da konsumierende Schwangere oft auch Tabak rauchen oder andere Risikofaktoren vorliegen. Vorsichtshalber gilt: Schwangere und Stillende sollten völlig auf Cannabis verzichten.

Neurologische Folgen

Während des akuten Rausches sind Denken, Aufmerksamkeit und besonders das Kurzzeitgedächtnis deutlich gestört – dies ist Teil der beabsichtigten Wirkung und bildet sich nach Abklingen des Rausches vollständig zurück. Die größere Frage ist, ob Langzeitkonsum bleibende kognitive Defizite hinterlassen kann. Langjährige Cannabis-Konsumenten schneiden in Tests zu Gedächtnis, Lernfähigkeit und Konzentration teilweise schlechter ab als Nicht-Konsumenten. Ein Teil dieses Effekts könnte allerdings darauf zurückzuführen sein, dass Probanden unmittelbar unter Rausch- oder Entzugszuständen getestet wurden.

Aktuelle Übersichtsarbeiten zeigen meist nur geringe Effektstärken für dauerhafte kognitive Beeinträchtigungen nach Cannabis. Das heißt: Mögliche Leistungseinbußen sind statistisch vorhanden, aber in der Praxis oft kaum auffällig und können sich nach längerem Abstinenzzeitraum weiter zurückbilden. Wobei sich diese Faktenlage auf Personen bezieht, die älter als 25 Jahre sind.

Das jugendliche Gehirn ist dagegen anfälliger: Wer schon im frühen Teenageralter regelmäßig kifft, zeigt in einigen Studien etwas stärkere und anhaltendere Einbußen (z.B. schlechteres schulisches Abschneiden oder einen leichten IQ-Rückgang). Insgesamt besteht Konsens, dass frühzeitiger, intensiver Cannabiskonsum die neurokognitive Entwicklung ungünstig beeinflussen kann.

Psychosen durch Cannabiskonsum

Ein oft diskutiertes Risiko ist der Zusammenhang zwischen Cannabis und Psychosen. Epidemiologische Studien weisen darauf hin, dass hoch dosierter, langjähriger Konsum bei einem kleinen Teil der Menschen das Risiko erhöht, eine schwere psychotische Erkrankung (z. B. Schizophrenie) zu entwickeln. Insbesondere jugendliche Vielkonsumenten und Personen mit familiärer Vorbelastung für Psychosen tragen ein höheres Risiko. Als Mechanismus wird diskutiert, dass THC bei entsprechend veranlagten Personen latente Psychosen früher auslösen oder verschlimmern kann. Allerdings gilt: Die meisten Konsumenten – auch Vielnutzer – entwickeln keine Psychose, und nicht alle Studien sehen einen kausalen Zusammenhang. Es bleibt unklar, ob Cannabis hier ursächlich wirkt oder ob z. B. Menschen mit beginnenden psychischen Problemen häufiger zu Cannabis greifen. (Stichwort Selbstmedikation).

Angststörungen und Depressionen

Regelmäßiger Cannabisgebrauch wird in manchen Untersuchungen mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für Angstzustände oder depressiven Verstimmungen in Verbindung gebracht. Eine eindeutige Ursache-Wirkungs-Beziehung lässt sich schwer belegen, da viele begleitende Faktoren (soziales Umfeld, andere Substanzen) eine Rolle spielen. Interessanterweise berichten einige Nutzer Gegenteiliges – nämlich, dass sie Cannabis zur Linderung von Angst oder depressiver Stimmung einsetzen. Aus psychiatrischer Sicht kann Cannabis also zwiespältig wirken: Bei anfälligen Personen potenziell auslösend oder verschlechternd, bei anderen kurzfristig entspannend. Allgemein wird chronischer starker Konsum eher mit nachteiligen psychischen Effekten assoziiert, vor allem bei jungen Menschen.

In der öffentlichen Debatte wird gelegentlich ein sogenanntes amotivationales Syndrom beschrieben – die Vorstellung, dass Kiffen Menschen antriebslos, apathisch und sozial zurückgezogen mache. Tatsächlich beobachten Therapeuten bei manchen langjährigen, hochdosierten Konsumenten eine gewisse Interessenlosigkeit und Passivität, die sich z.B. in nachlassender schulischer/beruflicher Leistung zeigt. Allerdings ist unklar, ob Cannabis hier ursächlich ist, oder ob von vornherein weniger motivierte Personen eher zu Dauerkonsum neigen. In Studien konnte ein eindeutiges Cannabis-bedingtes Amotivationssyndrom nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden. Dennoch kann starker Konsum – gerade bei Jugendlichen – die Lebensgestaltung beeinträchtigen (etwa Vernachlässigung von Pflichten, Hobbys und sozialen Kontakten zugunsten des Drogengebrauchs).

Abhängigkeit

Cannabis besitzt ein gewisses Suchtpotenzial, wenn auch deutlich geringer als etwa Nikotin, Alkohol oder Opiate. Bei regelmäßigem, häufigem Konsum kann sich eine psychische Abhängigkeit entwickeln. Schätzungen zufolge entwickeln rund 9 % aller Menschen, die jemals Cannabis ausprobiert haben, im Laufe ihres Lebens ein abhängiges Konsummuster bzw. eine Cannabisgebrauchsstörung. Dieses Risiko ist deutlich höher, je früher im Jugendalter begonnen wird und je öfter konsumiert wird. Anzeichen einer Abhängigkeit sind z.B., dass die Kontrolle über den Konsum verloren geht (Weiterkiffen trotz Vorsatz aufzuhören) und andere Interessen vernachlässigt werden. Beim Absetzen treten in solchen Fällen Entzugssymptome auf, die allerdings meist mild ausfallen: Typisch sind Reizbarkeit, innere Unruhe, Schlafstörungen, vermindertes Appetitgefühl und ein starker Gusto auf Cannabis. Körperlich gefährliche Entzugserscheinungen wie bei Alkohol- oder Heroinabhängigkeit treten bei Cannabis nicht auf. Viele Betroffene schaffen einen Ausstieg ohne medizinische Hilfe; in schwierigeren Fällen können jedoch Beratung oder Therapie nötig sein.

Einstiegsdroge

Seit Langem wird diskutiert, ob Cannabis als Gateway-Droge den Einstieg in den Konsum „harter“ Drogen fördert. Statistisch zeigen sich zwar Zusammenhänge – viele Konsumenten von Kokain oder Heroin haben zuvor Cannabis konsumiert –, jedoch lässt sich daraus kein direkter Kausalzusammenhang ableiten. Die Gateway-Hypothese ist wissenschaftlich umstritten. Fachgremien betonen, dass soziale Faktoren (z.B. Verfügbarkeit verschiedener Drogen auf dem Schwarzmarkt, Konsummuster im Freundeskreis) eine große Rolle spielen und Cannabis nicht automatisch zu anderen Substanzen führt. Bisher konnte die Einstiegsdroge-These weder klar bewiesen noch widerlegt werden. Insgesamt besteht weiterhin eine Wissenslücke darüber, warum manche Personen von Cannabis zu härteren Drogen übergehen und andere nicht. Tendenziell nehmen Experten an, dass soziale und individuelle Faktoren entscheidend sind und dass Prävention sowie Regulierungsmaßnahmen (Jugendschutz, Aufklärung) effektiver sind, um harten Drogenkonsum vorzubeugen, als die Kriminalisierung von Cannabiskonsumenten. Epidemiologische Studien weisen darauf hin, dass auch Alkohol eine vergleichbare oder stärkere „Gateway-Funktion“ wie Cannabis erfüllen kann.

Anbau von Cannabis

Botanik

Cannabis wird in nahezu allen Teilen der Welt kultiviert, sei es im Freien (Outdoor) oder unter künstlichen Bedingungen (Indoor). Die Hanfpflanze ist zweihäusig – es gibt weibliche und männliche Exemplare. Für die Rauschmittel-Gewinnung sind fast ausschließlich die weiblichen Pflanzen relevant, da deren unbefruchtete Blüten die höchste Konzentration an Harz und THC aufweisen. Männliche Pflanzen produzieren dagegen nur pollenhaltige Blüten und werden meist entfernt, um eine Bestäubung der Weibchen zu verhindern (denn befruchtete weibliche Pflanzen stecken Energie in die Samenbildung statt in die Harzproduktion, was den THC-Gehalt der Blüten deutlich senkt).

In der Zucht wird traditionell zwischen Cannabis sativa (gewöhnlicher Faserhanf aus gemäßigtem Klima) und Cannabis indica (indischer Hanf aus Hochlandklima) unterschieden; manche Botaniker führen noch Cannabis ruderalis (robuste Wildform aus Zentralasien) als dritte Art an. Durch intensive Kreuzungen sind allerdings unzählige Hybridsorten entstanden, die Merkmale beider Haupttypen kombinieren. Ruderalis-Genetik wird genutzt, um automatisch blühende Sorten zu erzeugen (sog. Auto-Flowering-Strains), die unabhängig von der Tageslänge nach wenigen Wochen Blüten ausbilden. Moderne Zuchtsorten variieren stark in ihrem Gehalt an THC und CBD. So gibt es spezielle medizinische Sorten mit hohem CBD- und niedrigem THC-Gehalt (für milde Effekte), während für den Freizeitgebrauch auch extrem THC-reiche Sorten gezüchtet wurden. Seit den 1990er-Jahren ist eine stetige Steigerung der durchschnittlichen Potenz auf dem Cannabismarkt zu beobachten – bedingt durch Selektion, Optimierung von Anbaumethoden und technisches Know-how.

Anbaumethoden

Grundsätzlich lässt sich Cannabis im Freien (Outdoor) oder in Innenräumen (Indoor) anbauen. Outdoor-Anbau nutzt Sonnenlicht und natürliche Böden; die Pflanzen können bei genügend Platz mehrere Meter hoch wachsen. Vorteile sind geringe Kosten und Energieeinsparung, Nachteile sind die Abhängigkeit von Klima/Jahreszeiten und – in illegalen Kontexten – ein höheres Entdeckungsrisiko. In traditionellen Anbauländern (z.B. Marokko, Afghanistan, Pakistan, Libanon) wird Cannabis meist auf offenen Feldern kultiviert. Indoor-Anbau erfolgt in Gewächshäusern oder speziell ausgestatteten Räumen mit künstlicher Beleuchtung, Belüftung und Nährstoffversorgung. Diese Methode erlaubt ganzjährige Ernten, strikte Kontrolle über Qualität und Wirkstoffgehalt sowie Diskretion. In westlichen Ländern mit Cannabisverbot hat sich seit den 2000ern der private Indoor-Anbau verbreitet (z.B. in Kellern, Dachböden oder sogenannten Grow-Boxen).

Hauptanbauregionen

Cannabis wächst in geeigneten Klimazonen fast weltweit, doch einige Regionen sind als Produzenten besonders bekannt. Afghanistan wurde um 2010 als weltweit größter Cannabis-Produzent ausgewiesen – mit einer geschätzten Jahresproduktion von 1500 bis 3500 Tonnen Hanfharz. Das Land produziert hauptsächlich Haschisch für den Export. Auch Marokko ist traditionell ein Hauptlieferant von Haschisch (insbesondere für Europa) und verfügt über ausgedehnte Hanfanbaugebiete im Rif-Gebirge. Weitere bedeutende Erzeugerländer sind unter anderem Pakistan, Indien, Libanon, Jamaika, Mexiko und Kolumbien, wo Cannabis teils seit Jahrhunderten kultiviert wird. In vielen dieser Länder ist der Anbau offiziell illegal, wird aber aufgrund von Tradition, wirtschaftlicher Bedeutung und schwacher Rechtsdurchsetzung oft toleriert. In Industrieländern wie den USA oder Kanada hat die jüngste Legalisierung zu einer Professionalisierung des Anbaus geführt – hier entstehen lizenzierte Großplantagen, die Cannabis in standardisierter Qualität für medizinische oder freizeitliche Zwecke produzieren.

Insgesamt bleibt der Cannabisanbau ein globales Phänomen – von kleinsten Hobby-Grows bis zu großflächigen Farmen – und reagiert schnell auf gesetzliche Veränderungen sowie die Nachfrageentwicklung.

Rechtlicher Status & Legalisierung

Die rechtliche Situation von Cannabis ist international differenziert und befindet sich im Wandel. Im 20. Jahrhundert folgten die meisten Staaten den oben beschriebenen Prohibitionsabkommen, wodurch Cannabis nahezu weltweit illegal wurde. Besitz, Anbau und Handel standen unter Strafe, mit Ausnahmen allenfalls für wissenschaftliche oder medizinische Zwecke. In den letzten Jahrzehnten zeichnet sich jedoch eine Liberalierungstendenz ab: Eine wachsende Zahl von Ländern reformiert ihre Cannabisgesetze – sei es durch Entkriminalisierung oder durch vollständige Legalisierung unter Regulierung.

Als erstes Land führte Uruguay im Jahr 2013 die staatlich kontrollierte Legalisierung von Cannabis für Erwachsene ein. Es folgte Kanada im Jahr 2018 mit der landesweiten Freigabe zu Genusszwecken. In den USA haben ab 2012 mehrere Bundesstaaten den Freizeitgebrauch legalisiert (beginnend mit Colorado und Washington; mittlerweile erlauben über ein Dutzend US-Staaten sowie Washington D.C. den Verkauf an Erwachsene, parallel zur fortbestehenden Illegalität auf Bundesebene).

In Europa beschritt die Niederlande schon seit den 1970ern einen Sonderweg: Dort wird der Verkauf kleiner Mengen Cannabis in lizenzierten Coffeeshops geduldet, obwohl Cannabis offiziell illegal bleibt. Malta legalisierte 2021 als erster EU-Staat den Besitz kleiner Mengen und den Anbau in geringem Umfang für den Eigenbedarf; Luxemburg beschloss ähnliche Schritte. Deutschland vollzog 2024 eine Teil-Legalisierung: Seitdem ist für Volljährige der Besitz von bis zu 50 Gramm Cannabis und der Anbau von bis zu 3 weiblichen Pflanzen zum Eigenbedarf straffrei. Außerdem dürfen nicht-kommerzielle Cannabis-Social-Clubs gemeinschaftlich Pflanzen anbauen und das Ernteprodukt an ihre Mitglieder abgeben (einen legalen Verkauf in Läden gibt es vorerst jedoch nicht).

Parallel dazu bleibt Cannabis in vielen Ländern weiterhin streng verboten, teils mit drakonischen Strafandrohungen. Allerdings lockern selbst traditionell restriktive Staaten wie Thailand oder Mexiko (Entscheid des Obersten Gerichts 2021 zugunsten der Entkriminalisierung) ihre Gesetze oder diskutieren Reformen.

Die Politik ringt bei der Neuregulierung mit diversen Aspekten: Gesundheitsschutz (vor allem für Jugendliche), die Bekämpfung des Schwarzmarkts und mögliche Steuereinnahmen sind zentrale Themen. Befürworter einer Legalisierung argumentieren, sie ermögliche kontrollierte Qualität, Jugend- und Verbraucherschutz durch Regulierung sowie eine Entlastung von Justiz und Polizei. Gegner verweisen auf Gesundheitsgefahren und die Sorge vor steigenden Konsumraten. Erste Auswertungen aus legalisierenden Regionen zeigen bislang kein eindeutiges Bild einer Konsumexplosion; einige Studien deuten sogar darauf hin, dass strikte Verbote allein nur geringen Einfluss auf die Cannabis-Nachfrage hatten. Die öffentliche Meinung bleibt gespalten, doch weltweit setzt sich langsam die Erkenntnis durch, dass alternative Umgangsmodelle – von Entkriminalisierung bis hin zu reguliertem Verkauf – praktikable Wege im Umgang mit der verbreiteten Substanz Cannabis sein können.

Quellen

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