Der Indoor-Anbau von Cannabis bietet entscheidende Vorteile gegenüber der Freilandkultivierung: Vor allem ermöglicht diese Methode eine präzise Kontrolle von Licht, Temperatur und Feuchtigkeit – zentrale Faktoren für ein gesundes Pflanzenwachstum.

Hinweis: Dieser Leitfaden bezieht sich durchgängig auf den Indoor-Anbau in Erde (Topfkultur).
Tipp: Hanffreunde, die mit möglichst geringem Aufwand Cannabis anbauen möchten, sind gut beraten, sich für feminisierte Autoflowering-Samen zu entscheiden, weil diese nur weibliche Pflanzen hervorbringen, nach der Keimung in den Endtopf gesetzt werden (erneutes Umtopfen entfällt) und eigenständig in die Blütephase überwechseln.
Die Wahl des Saatguts
Photoperiodische Cannabissamen
Die daraus entstehenden Pflanzen reagieren auf den natürlichen Hell-Dunkel-Rhythmus und leiten die Blüte ein, sobald eine ununterbrochene Dunkelphase von mindestens ca. 12 Stunden erreicht wird. Gesteuert wird dieser Vorgang durch das Phytochromsystem, das Veränderungen im Lichtspektrum erkennt und hormonelle Prozesse aktiviert, die den Übergang in die Blütephase einleiten. Dabei gilt es zu beachten, dass reguläre Cannabissamen sowohl weibliche als auch männliche Pflanzen hervorbringen können.
Feminisierte Cannabissamen
Feminisierte Cannabissamen entwickeln mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ausschließlich weibliche Pflanzen. Dieser Effekt beruht auf speziellen Zuchtverfahren, bei denen ausschließlich weibliche Pflanzen verwendet werden. Eine dieser Pflanzen wird gezielt mit Substanzen wie kolloidalem Silber oder Silberthiosulfat (seltener: Gibberellinsäure) behandelt, sodass sie männliche Blüten bildet – ohne dabei genetisch männlich zu sein. Der dabei entstehende Pollen enthält ausschließlich X-Chromosomen, da keine männliche Pflanze beteiligt ist. Wird damit eine andere weibliche Pflanze bestäubt, entstehen Samen, aus denen in der Regel ebenfalls nur weibliche Pflanzen hervorgehen.
Unter ungünstigen Umweltbedingungen – etwa durch Lichtstress, starke Temperaturschwankungen oder mechanische Schäden – kann es jedoch vorkommen, dass auch feminisierte Pflanzen zwittrige Blüten entwickeln (Hermaphroditismus), was eine ungewollte Selbstbestäubung zur Folge haben kann.
Hinweis: „Feminisiert“ bezieht sich ausschließlich auf das Geschlecht (weiblich) und trifft keine Aussage über die Blühsteuerung. Feminisierte Samen gibt es sowohl photoperiodisch als auch autoflowering.
Autoflowering-Samen (meist auch feminisiert)
Autoflowering-Sorten blühen unabhängig vom Lichtzyklus – meist ab der dritten bis fünften Lebenswoche. Diese Eigenschaft verdanken sie einer Kreuzung mit Cannabis ruderalis, einer widerstandsfähigen Wildform, die sich an kurze Sommer und lange Dunkelphasen angepasst hat. Die meisten im Handel erhältlichen Autoflowering-Sorten sind auch feminisiert, sodass sie mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschließlich weibliche Pflanzen hervorbringen. Dennoch sollte man bei der Auswahl des Saatguts stets auf die Kennzeichnung „feminisierte Autoflowering-Samen“ achten. Autoflowering-Sorten eignen sich besonders für Einsteiger und Anbausituationen ohne Möglichkeit zur genauen Steuerung des Lichtzyklus. Photoperiodische Pflanzen ermöglichen hingegen höhere Erträge und mehr Einfluss auf die Wachstumsdauer, erfordern jedoch eine gezielte Anpassung der Beleuchtungszeiten.
Neben der Frage, wann und wie eine Pflanze in die Blüte eintritt, ist auch entscheidend, welches Geschlecht sie entwickelt – denn nur weibliche Pflanzen produzieren die begehrten Blüten.
Weiblich oder männlich?
Reguläre Cannabissamen
entstehen durch natürliche Bestäubung und bringen sowohl männliche als auch weibliche Pflanzen hervor. Das Geschlecht lässt sich in der Regel ab der dritten bis sechsten Wachstumswoche erkennen – meist mit Beginn der Vorblüte. Für den Anbau zur Cannabisgewinnung sind ausschließlich weibliche Pflanzen von Interesse. Nur sie bilden die harzreichen Blütenstände, die Cannabinoide (wie THC oder CBD) und Terpene in hoher Konzentration enthalten. Ferner gilt es, männliche Pflanzen frühzeitig zu identifizieren und aus dem Anbauraum zu entfernen – bevor sich die Pollenbeutel öffnen und die weiblichen Pflanzen bestäubt werden.
Warum ist das wichtig?
Unbestäubte weibliche Pflanzen bilden sogenannte Sinsemilla-Blüten – also Blüten ohne Samen. Diese sind besonders reich an Harz, Terpenen und Cannabinoiden, da die Pflanze ihre Energie vollständig in die Blütenentwicklung steckt. Wird eine weibliche Pflanze hingegen bestäubt, beginnt sie mit der Samenbildung. Dadurch sinkt die Qualität der Blüten deutlich, und die Konzentration der wirksamen Inhaltsstoffe nimmt spürbar ab.
Männliche Pflanzen erkennen:
Männliche Pflanzen entwickeln an den Nodien (Verzweigungspunkten zwischen Stamm und Blattstiel) traubenförmige Vorblütenstände mit kleinen, kugelförmigen Staubbeuteln (Pollenbeuteln). Diese männlichen Blüten enthalten ausschließlich Staubblätter zur Pollenproduktion und unterscheiden sich deutlich von den weiblichen Blüten, die sich aus Blütenkelchen und auffälligen weißen Blütenfäden (Stigmen) zusammensetzen.
Achtung: Auch weibliche Cannabispflanzen können unter ungünstigen Umweltbedingungen männliche Blüten (mit Staubbeuteln) ausbilden. Dieses Phänomen wird als Hermaphroditismus bezeichnet und kann zur Selbstbestäubung führen, wodurch unerwünschte Samen in den weiblichen Blüten entstehen. Um dies zu vermeiden, sollten männliche Blüten frühzeitig erkannt und sorgfältig entfernt werden.
Die Keimung – Auslösung der Embryoaktivität
Die Keimung ist der Prozess, bei dem der zuvor ruhende Embryo im Inneren des Samens aktiviert wird. Nach der Aufnahme von Wasser und bei geeigneter Temperatur beginnt er zu wachsen und durchbricht schließlich die Samenschale – es entsteht der Keimling.
Dafür sind drei Faktoren entscheidend:
- Feuchtigkeit: regt den Stoffwechsel an und löst Keimhemmstoffe.
- Temperatur: optimal zwischen 20 und 25 °C.
- Sauerstoff: notwendig für Zellatmung und Wachstum.
Die beste Methode zur Keimung von Cannabissamen
Für Hobbygärtner ist etwa die Papiertuchmethode empfehlenswert, um Cannabissamen zur Keimung zu bringen.
Keimung im feuchten Papiertuch („Paper-Towel-Method“)
Diese Methode gilt als besonders zuverlässig und bietet eine gute Kombination aus hoher Erfolgsquote und einfacher Handhabung.
So funktioniert’s:
- Zwei Lagen Küchenpapier mit zimmerwarmem Wasser gut anfeuchten (nicht tropfnass).
- Samen zwischen die Papierschichten legen und auf einen Teller platzieren.
- Mit einem zweiten Teller locker abdecken – so bleiben Feuchtigkeit und Dunkelheit erhalten. Während der Keimphase regelmäßig prüfen, ob das Papier noch ausreichend feucht ist, und bei Bedarf vorsichtig nachbefeuchten.
- Innerhalb von 24 bis 72 Stunden zeigt sich meist die Keimwurzel (Radikula).
- Sobald die Wurzel etwa 0,5–1 cm lang ist, die Samen vorsichtig in feuchte Anzuchterde setzen. (Dauer 2 bis 4 Tage)
Vorteile:
- Hohe Keimrate (bei frischem Saatgut oft über 90 %)
- Der Keimprozess ist gut kontrollierbar.
- Kaum Schimmelgefahr bei sauberer Durchführung
Mögliche Nachteile:
- Bei unkorrekter Arbeitsweise kann es zu Keimungsproblemen und/oder Schimmelbildung kommen.
Einsetzen der gekeimten Samen – richtiges Vorgehen
Einsetzen gekeimter Cannabissamen
Sobald die Keimwurzel eine Länge von etwa 1 cm erreicht hat, sollte der Keimling vorsichtig in das Anzuchtsubstrat gesetzt werden. Zu diesem Zeitpunkt ist die Wurzel sehr empfindlich gegenüber Austrocknung und mechanischer Beschädigung. Für Keimlinge empfiehlt sich ein Topf mit 0,25–0,5 Liter Volumen, etwa 6–8 cm Durchmesser und mindestens 6 cm Tiefe, um der jungen Wurzel ausreichend Raum zu bieten.
Autoflowering-Pflanzen sollten direkt nach der Keimung in einen ausreichend großen Endtopf gesetzt werden. Da ihr Lebenszyklus genetisch fixiert ist, bleibt kaum Zeit für Erholungsphasen. Ein Umtopfen während der Wachstumsphase kann das Wurzelwachstum hemmen und zu kleineren Pflanzen sowie geringeren Erträgen führen.
Substratwahl
Anzuchterde (ideal für Anfänger)
- Leicht, nährstoffarm und gut durchlüftet
- Unterstützt die Wurzelbildung
- Verhindert Salzstress und Überdüngung
Alternativen (werden in diesem Beitrag nicht behandelt)
- Torfquelltöpfe oder Kokos-Quelltabletten
- Neutraler pH-Wert
- Luftig und gut geeignet für die Anzucht
Warum keine vorgedüngte Erde?
Sämlinge reagieren empfindlich auf hohe Salzkonzentrationen. Eine übermäßige Düngung – besonders mit Stickstoff oder Phosphaten – kann:
- die Wurzelentwicklung hemmen
- Verbrennungen an den Blattspitzen verursachen
- das Wachstum verzögern oder stoppen
Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Einsetzen
- Substrat leicht anfeuchten – nicht durchnässen
- Mit einem Holzstäbchen ein 0,5–1 cm tiefes Pflanzloch bilden
- Den Keimling mit der Wurzel nach unten einlegen
- Vorsichtig mit Substrat bedecken – nicht festdrücken
- Erdoberfläche sanft mit Wasser besprühen – kein direkter Gießstrahl, um Verdichtung zu vermeiden
Nach dem Einsetzen beginnt die empfindliche Sämlingsphase – jetzt entscheidet sich, ob die junge Pflanze gesund anwächst.
Die Sämlingsphase – physiologisch hochsensibel
Diese Phase umfasst die ersten 10–20 Tage nach dem Austreiben. Die Pflanze bildet die ersten echten Laubblätter, beginnt mit aktiver Photosynthese und baut ein Wurzelsystem auf.
Anforderungen:
Faktor | Optimalwert | Begründung |
---|---|---|
Lichtdauer | 18–24 Stunden | Kontinuierliche Lichtzufuhr fördert ununterbrochene Photosynthese. |
Lichtintensität | 100–300 µmol/m²/s (PPFD) | Für Jungpflanzen ausreichend – höhere Intensität kann Verbrennungen verursachen. |
Temperatur | 20–25 °C | Ideal für Zellteilung und Enzymaktivität |
Luftfeuchtigkeit | 60–70 % | Hohe Feuchte reduziert Verdunstungsstress, da Wurzelaufnahme begrenzt ist. |
Bewässerung | Geringe Mengen, gezielt | Zu viel Wasser verdrängt Luft aus dem Substrat und fördert pathogene Pilze. |
Risiken bei Abweichungen:
- Staunässe → Sauerstoffmangel → Wurzelfäulnis
- Trockene Luft → erhöhter Transpirationsdruck → Wachstumsverzögerung
- Unzureichende Beleuchtung → Vergeilung (Längenwachstum ohne Substanz)
Das Umtopfen
Bei photoperiodischen Cannabissorten gilt:
Sobald die Pflanze mehrere Blattpaare hat und das Wurzelsystem den Anzuchttopf durchwurzelt hat, muss umgetopft werden.
Warum?
- Wurzelkreiselbildung führt zu schlechter Nährstoffaufnahme.
- Nährstofferschöpfung im Substrat.
- Die Wasserspeicherfähigkeit nimmt bei zu kleinem Topf ab.
Vorgehen:
- Pflanze samt Substrat vorsichtig aus dem Anzuchttopf lösen.
- In einen ausreichend großen Topf mit vorgedüngter Erde setzen.
- Erdreich leicht andrücken, um Lufteinschlüsse zu minimieren.
- Angießen mit abgestandenem Wasser (idealer pH-Wert bei Erde: 6,0–6,5).
Hinweis:
Einmal umgetopfte Pflanzen sollten einige Tage keiner Stresssituation (Temperaturwechsel, starker Luftzug) ausgesetzt werden.
Topfgrößen
Ein passender Pflanztopf ermöglicht gleichmäßige Wurzelentwicklung und reduziert Staunässe oder Trockenstress.
Richtwerte für Topfgrößen (Erde, Indoor):
Pflanzengröße | Topfgröße |
---|---|
Jungpflanze | 0,25–0,5 Liter |
Frühe Wachstumsphase | 1–3 Liter |
Mittlere Pflanze | 5–7 Liter |
Große Pflanze | 10–15 Liter |
Fazit
Die ersten Wochen des Cannabisanbaus entscheiden maßgeblich über die Qualität der späteren Ernte. Ist die Anfangsphase erfolgreich verlaufen, geht die Pflanze in den vegetativen Abschnitt über – das eigentliche Wachstum beginnt.
In der folgenden Wachstumsphase kann – je nach Pflanzengröße und Anbaudauer – ein weiterer Topfwechsel sinnvoll werden.
Die vegetative Phase – Wachstum, Pflege und Vorbereitung auf die Blüte
Nach der Keimung und der Sämlingsphase beginnt die sogenannte vegetative Phase. In diesem Abschnitt entwickelt die Cannabispflanze Blattmasse und Verzweigungen – also die gesamte Struktur, die später die Blüten trägt. Ein stabiles, gesundes Wachstum ist entscheidend für eine erfolgreiche Blüte.
Wann beginnt die vegetative Phase?
Die Wachstumsphase beginnt, wenn die Pflanze:
- mehrere gezackte Laubblattpaare ausgebildet hat,
- aktiv neue Blätter und Triebe bildet,
- sichtbares Höhen- oder Breitenwachstum zeigt.
In der Regel tritt dieser Zustand etwa 10 bis 21 Tage nach der Keimung ein. Die Dauer der vegetativen Phase kann – je nach Sorte und Anbaumethode – zwischen zwei und acht Wochen betragen.
Licht und Photoperiode: Steuerung des Wachstums
Bei photoperiodischen Sorten:
Für die vegetative Phase ist ein Lichtzyklus von 18 Stunden Licht/6 Stunden Dunkelheit (18/6) üblich. Auch 24 Stunden Licht ist möglich, bringt aber keinen nachgewiesenen Vorteil gegenüber 18/6 und erhöht den Energieverbrauch deutlich.
Hintergrund:
Cannabis ist eine kurztagblühende Pflanze. Solange die Dunkelphase weniger als etwa 12 Stunden beträgt, wird die Blütenbildung hormonell unterdrückt. Die Pflanze bleibt im vegetativen Zustand.
Bei autoflowering Sorten:
Diese Pflanzen benötigen keine Veränderung des Lichtzyklus, da die Blütezeit genetisch bestimmt ist. Ein konstanter Zyklus von 18 bis 20 Stunden Licht pro Tag wird empfohlen, da er Wachstum und spätere Blütenentwicklung gleichzeitig unterstützt.
Optimale Umweltbedingungen in der Wachstumsphase
Faktor | Empfohlener Bereich | Begründung |
---|---|---|
Temperatur (Tag) | 22–28 °C | Unterstützt Zellteilung, Enzymaktivität und Photosynthese. |
Temperatur (Nacht) | 18–22 °C | Eine moderate Differenz verhindert hormonelle Störungen. |
Luftfeuchtigkeit | 50–70 % | Fördert Transpiration und Wasseraufnahme ohne starkes Schimmelrisiko. |
Luftbewegung* | Leichte Zirkulation | Stärkt das Pflanzengewebe und beugt Pilzinfektionen vor. |
*Ein kontinuierlicher, sanfter Luftstrom (z. B. durch Clipventilatoren) reduziert stehende Luft, stabilisiert das Mikroklima und regt mechanisch die Zellwandbildung an (Thigmomorphogenese).
Nährstoffbedarf in der vegetativen Phase
Sobald die Nährstoffe der Anzuchterde erschöpft sind (nach etwa zwei bis drei Wochen), sollte mit einer stickstoffbetonten Düngung begonnen werden.
Hauptnährstoffe:
- Stickstoff (N): Förderung des Blattwachstums und der Chlorophyllbildung.
- Phosphor (P): Energieübertragung (ATP), Wurzelbildung.
- Kalium (K): Wasserhaushalt, Enzymaktivierung, Zellstabilität.
Ein typisches NPK-Verhältnis für diese Phase liegt etwa bei 3-1-2, wobei leichte Abweichungen je nach Düngemittel und Substrat möglich sind. Schau dir hierzu unseren Beitrag „Cannabis düngen“ an.
Begründung:
Stickstoff ist in der Wachstumsphase der begrenzende Faktor. Zu wenig davon führt zu Blattaufhellung und Wachstumsstagnation – zu viel dagegen zu dunklen, „verbrannten“ Blättern und Salzansammlungen im Substrat.
Tipp: Weniger ist oft mehr – eine moderate, regelmäßig angepasste Düngung ist sicherer als punktuelle Überversorgung.
Optional: Zweites Umtopfen vor der Blüte
Bei längerer Vegetationszeit – insbesondere bei photoperiodischen Sorten mit sechs oder mehr Wochen Wachstum – kann ein zweites Umtopfen vor der Blütephase sinnvoll sein. Ziel ist es, der Pflanze ein durchwurzelbares Substrat in passender Topfgröße bereitzustellen, ohne Staunässe oder Nährstoffmangel zu riskieren.
Typischer Ablauf:
- Umtopfen in einen größeren Endtopf (z. B. 7–11 Liter)
- Zeitpunkt: kurz vor Einleitung des Blütezyklus
Vorteile:
- gleichmäßige Wurzelverteilung ohne Wurzelstau
- bessere Nährstoffverfügbarkeit über die gesamte Blütezeit
Für Einsteiger, die nicht auf maximalen Ertrag kultivieren, ist ein einmaliges Umtopfen in der Regel ausreichend, und Autoflowering-Pflanzen sollten nach Möglichkeit direkt in den Endtopf gesetzt werden.
Neben dem Wurzelraum spielt auch die äußere Wuchsform eine zentrale Rolle – gezieltes Training kann das Wachstum erheblich beeinflussen.
Formsteuerung: Trainingstechniken
Gezielte Eingriffe in die Wuchsform helfen, das Licht effizienter zu verteilen und mehrere Triebe gleichmäßig zu entwickeln.
Low Stress Training (LST):
Seitentriebe und Haupttrieb werden vorsichtig nach unten oder zur Seite gebogen und fixiert.
Ziel: Mehr Triebe werden direkt von Licht erfasst. Die Pflanze entwickelt eine breitere, buschigere Form mit mehreren gleichwertigen Blütenständen.
Topping (Entspitzen):
Der Haupttrieb wird über einem Blattansatz abgeschnitten. Dadurch entstehen zwei neue Leittäste.
Begründung: Das apikale Meristem wird deaktiviert. Das Wachstum verteilt sich auf mehrere Triebachsen, was zu gleichmäßigerem Kronenaufbau führt.
Hinweis:
Bei autoflowering Pflanzen ist Topping nur eingeschränkt geeignet. Aufgrund ihres kurzen Lebenszyklus bleibt oft keine ausreichende Regenerationszeit.
Gießen – dosiert statt regelmäßig
Gegossen wird nicht nach Zeitplan, sondern nach Bedarf. Entscheidender Indikator ist der Zustand des Substrats.
Grundregeln
- Substrat antrocknen (aber nicht austrocknen) lassen, bevor erneut gegossen wird.
- Gießwasser sollte Zimmertemperatur (ca. 20 °C) haben.
- Immer mit Drainage – keine stehende Nässe im Topf.
Fehler | Mögliche Folge
Zu häufiges Gießen → Sauerstoffmangel, Wurzelfäulnis
Zu seltenes Gießen → Wachstumsstopp, Nährstoffmangel
Kaltes Wasser → Wurzelstress, verlangsamte Nährstoffaufnahme
Fazit
Die vegetative Phase ist entscheidend für Struktur, Wurzelstärke und Blütenpotenzial. Eine gesunde Pflanze ist widerstandsfähiger gegen Umweltstress, Schädlinge und Nährstoffprobleme. Wer Licht, Temperatur, Luft, Wasser und Nährstoffe in Einklang bringt, legt die Grundlage für eine erfolgreiche Blüte und Ernte.
Sobald das Wachstum abgeschlossen ist und die Pflanze zur Blütenbildung übergeht, beginnt die entscheidende Phase für Ertrag und Qualität: die Blüte.
Die Blütephase
Nach der vegetativen Wachstumsphase folgt der entscheidende Abschnitt im Lebenszyklus der Cannabispflanze: die Blütephase. In dieser Phase bildet die weibliche Pflanze ihre Blütenstände aus – jene Strukturen, in denen Harze, Cannabinoide und Terpene gebildet werden. Der Ertrag und die Qualität des Endprodukts hängen maßgeblich von einer kontrollierten Blüte, dem richtigen Erntezeitpunkt sowie einer schonenden Trocknung und Reifung ab.
Wann beginnt die Blütephase?
Photoperiodische Sorten:
Die Blüte wird durch einen ausreichend langen, ununterbrochenen Nachtzyklus ausgelöst. In der Praxis stellt man auf 12 Stunden Licht und 12 Stunden Dunkelheit (12/12) um; die kritische Dunkelphase liegt je nach Genetik jedoch eher zwischen 12 und 14 Stunden (einige Sorten reagieren erst ab ≈13 Stunden). Die verlängerte Dunkelperiode signalisiert der Pflanze das Ende der Wachstumsphase und initiiert hormonell die Blütenbildung
Autoflowering-Sorten:
Die Blüte setzt automatisch etwa 3 bis 5 Wochen nach der Keimung ein – unabhängig vom Lichtzyklus. Dieser Prozess ist genetisch gesteuert und wird durch das Alter der Pflanze bestimmt.
Phasen der Blüte
Die Blütephase dauert je nach Sorte etwa 6 bis 12 Wochen und lässt sich in drei Abschnitte gliedern:
a) Vorblüte (Woche 1–2)
- Deutliches Längenwachstum („Stretch“)
- Erste Blütenansätze an Blatt- und Triebachsen
- Geschlechtsunterscheidung bei regulären Pflanzen möglich
b) Hauptblüte (Woche 3–6)
- Bildung kompakter Blütenstände
- Entstehung von Trichomen auf Blüten und blütennahen Blättern
- Einsetzen der Terpenproduktion (Aromaentwicklung)
c) Spätblüte / Reifung (ab Woche 6)
- Zunahme von Harz und Blütendichte
- Farbveränderung der Trichome
- Abbau von Nährstoffen aus älteren Blättern (sichtbares Vergilben)
Optimale Bedingungen während der Blüte
Parameter | Empfohlener Bereich | Begründung |
---|---|---|
Temperatur (Tag) | 20–26 °C | Fördert Blütenbildung, reduziert Hitzestress |
Temperatur (Nacht) | 16–21 °C | Moderate Differenz stabilisiert hormonelle Prozesse |
Luftfeuchtigkeit | 40–50 % | Minimiert Schimmelrisiko bei dichter Blütenstruktur |
Lichtdauer (photoperiodisch) | 12/12 | Notwendig zur Aufrechterhaltung der Blüteninduktion |
Luftbewegung | kontinuierlich, indirekt | Beugt Feuchtigkeitsansammlungen vor, schützt vor Pilzbefall |
Hinweis: Besonders in der Spätblüte ist eine gute Belüftung essenziell, um das Risiko von Blütenfäule (Botrytis) zu minimieren.
Nährstoffbedarf in der Blütephase
In der Blütephase benötigen Cannabispflanzen einen Dünger, der gezielt auf die Bildung von Blüten und Harzen abgestimmt ist. Das bedeutet: weniger Stickstoff (N), dafür mehr Phosphor (P) und Kalium (K) – also ein sogenannter PK-betonter Blütedünger.
Typische Nährstoffverhältnisse in der Blütephase:
- Stickstoff (N): reduziert – nur noch für Grundstoffwechsel und Blattstruktur notwendig
- Phosphor (P): erhöht – unterstützt die Blütenbildung und fördert die Wurzelaktivität
- Kalium (K): deutlich erhöht – wichtig für Zellstabilität, Harzproduktion und Ausreifung der Blüten
Gießen in der Blütephase
Blüten niemals benetzen! Feuchtigkeit auf den Buds kann zu Schimmel (Botrytis) führen und die Ernte gefährden. Gieße daher immer direkt ins Substrat.
Den richtigen Erntezeitpunkt erkennen
Entscheidend für die Ernte ist nicht der Kalendertag, sondern die Beobachtung der Trichomreife. Trichome sind pilzförmige Harzdrüsen, die Cannabinoide und Terpene enthalten.
Reifestufen der Trichome:
Trichomfarbe | Bedeutung |
---|---|
Klar | Unreif – Cannabinoidproduktion noch nicht abgeschlossen |
Milchig/trüb | Reif – THC-Gehalt auf dem Höhepunkt, psychoaktive Wirkung maximal |
Bernsteinfarben | Teilweiser Abbau von THC zu CBN – tendenziell beruhigendere Wirkung |
Empfehlung:
Ein Verhältnis von etwa 70–80 % milchigen und 10–30 % bernsteinfarbenen Trichomen gilt als ausgewogen.
Ernte: Vorbereitung und Ablauf
Vorbereitung:
- Gießen 1–2 Tage vor der Ernte einstellen
Erntearten:
- Ganzpflanzenernte: Pflanze vollständig abschneiden und kopfüber aufhängen
- Einzelast-Ernte: Nur ausgereifte Zweige ernten.
Blattentfernung (Maniküre):
- Große, nicht harzige Fächerblätter entfernen
- Zuckerblätter (harzhaltige, kleine Blätter) können mitgetrocknet oder separat verarbeitet werden
Hinweis: Die Maniküre kann auch nach der Trocknung erfolgen („Trockenmaniküre“), was die Terpene besser erhält, aber die Trocknungszeit verlängert.
Trocknung – entscheidend für Qualität
Die Trocknung sollte langsam und gleichmäßig erfolgen, um Wirkstoffe und Aromen zu erhalten.
Trocknungsbedingungen:
Faktor | Zielbereich | Begründung |
---|---|---|
Temperatur | 18–21 °C | Höhere Temperaturen beschleunigen Terpen- und THC-Abbau |
Luftfeuchtigkeit | 50–60 % | Zu schnelle Trocknung → harscher Geschmack, zu langsame → Schimmel |
Licht | Dunkelheit | UV-Licht zersetzt Cannabinoide |
Luftzirkulation | Indirekt, stetig | Verhindert stehende Luft und Feuchtigkeitsstau |
Dauer:
Etwa 7 bis 14 Tage, je nach Blütengröße und Umgebung. Die Trocknung ist abgeschlossen, wenn kleine Stängel beim Biegen hörbar „knacken“.
Curing – Nachreifung für Aroma, Wirkung und Haltbarkeit
Das sogenannte „Curing“ optimiert die Reifung nach der Trocknung. Dabei werden Restfeuchte, Chlorophyll und flüchtige Stoffe weiter abgebaut.
Ablauf:
- Blüten in luftdichte Glasgefäße (z. B. Schraubgläser) füllen (etwa zu 2/3)
- In den ersten 14 Tagen täglich 1–2 × öffnen („burpen“), danach seltener
- Lagertemperatur: 16–20 °C bei ca. 60 % Luftfeuchtigkeit
Wirkung des Curing:
- Verbesserung von Geschmack und Geruch
- Milderes Inhalationsverhalten
- Stabilisierung der Cannabinoidstruktur
- Deutliche Verlängerung der Haltbarkeit
Dauer:
Mindestens 2 Wochen, optimal sind 4 bis 8 Wochen. Bei kühler, dunkler und luftdichter Lagerung sind getrocknete Blüten bis zu 12 Monate haltbar.
Fazit
Die letzten Wochen vor und nach der Ernte entscheiden über Qualität und Wirkung. Wer den Reifegrad der Trichome sorgfältig beobachtet, behutsam erntet, kontrolliert trocknet und reift, erzielt ein hochwertiges, aromatisches Endprodukt – sorgfältiges Arbeiten lohnt sich.
Quellen
- Ahrens A. et al.: Blüte & Photoperiode >12 h möglich. 2023 / Plants — Originalarbeit. (Deckt: „12/12 ist Praxis, manche Kultivare profitieren von >12 h“)
- Eichhorn Bilodeau S. et al.: Photobiologie & Phytochrom. 2019 / Frontiers in Plant Science — Review. (Deckt: „Lichtdauer/-spektrum steuern Vegetation vs. Blüte über Photorezeptoren“)
- Dowling C.A. et al.: FT-Ortholog & Day-Neutral. 2024 / The Plant Journal — Originalarbeit. (Deckt: „Autoflowering genetisch, lichtunabhängige Blüte“)
- Lubell J.D., Brand M.H.: STS induziert männliche Blüten. 2018 / HortTechnology — Originalarbeit. (Deckt: „Basis feminisiertes Saatgut (STS)“)
- Punja Z.K.: Hermaphroditismus unter Stress. 2020 / Frontiers in Plant Science — Originalarbeit. (Deckt: „Stress → Zwitterblüten/Selbstbestäubung“)
- Lipson Feder C. et al.: Bestäubung ↓ Cannabinoide. 2021 / Frontiers in Plant Science — Originalarbeit. (Deckt: „Sinsemilla qualitativ überlegen“)
- Geneve R.L. et al.: Keimtemperatur-Grenzen. 2022 / Crops — Originalarbeit. (Deckt: „Keimung praxisnah ~20–25 °C; Feuchte & O₂ nötig“)
- Das P.C. et al.: Postharvest (Trocknung/Curing). 2022 / Molecules — Review. (Deckt: „langsam trocknen ~18–21 °C; ~50–60 % rF; Dunkelheit; Curing“)